Eichhörnchen

Erste Hilfe
Kurzinfo: Wann eingreifen?
Eingreifen ist nötig, wenn das Eichhörnchen
- sichtbar verletzt, apathisch, blutend, stark unterkühlt, voller Fliegeneier/Maden ist oder sich in akuter Gefahr (z. B. Straße, Katze im Anmarsch) befindet.
- einem Menschen hinterher läuft und versucht am Hosenbein hochzuklettern (deutlicher Hilferuf!)
Sichern vor Fressfeinden:
Fundtier immer sofort von Katzen, Hunden & Vögeln fernhalten
– auch neugierige Blicke und Lärm vermeiden!
Fliegeneier & Maden absammeln
Kontrolliere Augen, Ohren, After und Fell gründlich. Fliegeneier sehen aus wie kleine weiße Reiskörner
. Vorsichtig mit feuchtem Wattestäbchen entfernen!
Richtig unterbringen:
In einen geschlossenen Karton mit Luftlöchern setzen.
Größe: mind. 30 × 20 cm, Höhe 20–25 cm
Innen mit weichem, stoffbezogenem Wärmekissen & Handtuch ausstatten.
Nicht Füttern!
Niemals auf eigene Faust Milch, Wasser oder Futter geben – Erstversorgung zuerst
, dann Fachhilfe kontaktieren.
→ Falsches Füttern kann tödlich sein!
Fachhilfe suchen
Nutze unsere Umkreissuche für Wildtierstationen oder rufe direkt bei einer Auffangstation/Tierärztin an.
Je schneller, desto besser für das Tier.
Warmhalten – aber nicht überhitzen
Ein lauwarmes Körnerkissen oder eine Plastikflasche mit warmem Wasser (in Stoff gewickelt) sorgt für lebenswichtige Wärme.
→
Nie direkt auf nackte Haut legen!
Allgemeine Informationen
Das Europäische Eichhörnchen ist im gesamten DACH-Raum weit verbreitet.
Eichhörnchen bevorzugen strukturreiche Wälder mit einem vielfältigen Angebot an Nahrung und Nistmöglichkeiten. Besonders beliebt sind:
- Mischwälder und Nadelwälder, da sie dort viele Zapfen und Samen finden
- Alte Baumbestände, in denen sich Baumhöhlen oder stabile Astgabeln zum Nestbau („Kobel“) befinden
- Waldränder und Parks mit dichter Vegetation und ausreichend Deckung
Sie sind sowohl in Tieflagen als auch in mittleren Höhenlagen bis ca. 2000 m über dem Meeresspiegel anzutreffen, wobei sie in den Alpen zunehmend an die Baumgrenze stoßen.
0-10 Tage
Nackt, blind, rosa Haut, noch ohne Fell. Die Ohren und Augen sind geschlossen. Sehr empfindlich!
10-20 Tage
Haut dunkelt nach, erste dunkle Pigmente am Rücken sichtbar. Ansatz von feinem Fell
21-30 Tage
Kurzes, weiches Fell entwickelt sich. Augen und Ohren öffnen sich ab ca. der 4. Lebenswoche. Zähne beginnen durchzubrechen.
4-6 Wochen
Komplettes Babyfell. Tier beginnt zu laufen und erste feste Nahrung zu knabbern. Noch sehr tollpatschig.
6-8 Wochen
Schon sehr aktiv, kann klettern, rennt, spielt. Trinkt aber noch bei der Mutter
8-12 Wochen
Selbstständig fressfähig, beginnt eigenständig zu knabbern. Körperproportionen noch kindlich
Ab 12 Wochen
Fast wie erwachsen – voll beweglich, kräftiger Schwanz, eigenständig. Geschlechtsreife setzt jedoch erst mit 9-12 Monaten ein.
Ab ca. 4 Wochen ist das Geschlecht erkennbar – schaue auf den Abstand zwischen After und Genitalöffnung:
- Bei Männchen ist der Abstand deutlich größer.
- Bei Weibchen liegen After und Vulva nahe beieinander.
Bei erwachsenen Männchen sind die Hoden meist unterhalb des Bauches sichtbar – besonders in der Fortpflanzungszeit. Bei Jungtieren sind sie aber noch nicht tastbar oder sichtbar.
Eichhörnchen sind Allesfresser mit Schwerpunkt auf Nüssen und Samen. Sie haben eine vielfältige, saisonale Ernährung und sind sehr geschickt im Sammeln, Knacken und Verstecken ihrer Vorräte.
Typische Nahrung in der Natur:
- Nüsse: Haselnüsse, Walnüsse, Bucheckern, Eicheln
- Samen: Kiefern-, Fichten-, Tannen- und Lärchensamen
- Früchte & Beeren: Hagebutten, Brombeeren, Himbeeren, Holunder, Äpfel
- Knospen & Triebe: Vor allem im Frühjahr
- Pilze: Auch getrocknet oder eingegraben als Wintervorrat
- Baumrinde & Flechten: In Notzeiten
- Tierisches: Insekten, Larven, Schnecken, Vogeleier oder kleine Jungvögel – selten, aber möglich
Natürliche Feinde
- Raubvögel (Habicht, Bussarad, Uhu)
- (Baum)Marder, Katzen, Füchse
- In manchen Regionen: Waschbären, Elstern und Krähen, v.a. bei Jungtieren
Klimatische Gefahren
- Späte Fröste oder Sturmereignisse im Frühjahr → Verlust von Nestern, Unterkühlung der Jungen
- Hitzewellen & Dürreperioden → Wasser- und Nahrungsmangel, Dehydrierung (v. a. bei Jungtieren)
- Veränderte Baumzyklen → schlechte Nuss- und Zapfenjahre können Nahrungsengpässe auslösen
- Unregelmäßige Witterung → stört Paarungszyklen und Jungtieraufzucht
Lebensraum erhalten & schaffen
- Alte Bäume erhalten – sie bieten Nahrung, Schutz und Nistmöglichkeiten
- Sträucher und Hecken pflanzen – als Rückzugsort und Futterquelle (z. B. Hasel, Holunder, Eberesche, Hainbuche)
- Nistkästen (Kobel-Ersatz) aufhängen – ideal ab 3 m Höhe, wettergeschützt, mit mehreren Ein-/Ausgängen
- Kletterhilfen an Zäunen oder Mauern – Verbindung von Baum zu Baum erleichtert Fluchtwege
- Keine Pestizide oder Schneckenkorn verwenden
Richtiges Futter anbieten
- Haselnüsse, Walnüsse (ungesalzen, mit Schale)
- Sonnenblumenkerne, Karotten, Apfelstücke (Obst frisch!)
- Trockene Früchte, kleine Mengen Haferflocken
Wasserstellen bereitstellen
- flache, sichere Tränken oder Schalen (zB Blumenuntersetzer)
- Täglich frisches Wasser, besonders in Hitzeperioden
- Bei tieferen Wasserstellen: Steine oder Äste als Ausstiegshilfe gegen Ertrinken
Fortpflanzung & Nachwuchs bei Eichhörnchen
Eichhörnchen bauen ihre Nester – sogenannte Kobel – meist hoch oben in Bäumen , seltener auf Dachböden oder in Schuppen. Der Kobel besteht aus Zweigen, Gras und Laub, ist kugelig gebaut und hat in der Regel zwei Ausgänge zur Flucht vor Fressfeinden.
So kannst du helfen, Nester zu schützen:
- Baumschnitt nur im Spätherbst oder Winter – keine Schnittarbeiten zwischen Februar und September , da sich fast immer Jungtiere in Nestern befinden können
- Keine Motorsägen oder Fällarbeiten an Bäumen mit sichtbaren Kobeln
- Bei Dachausbau oder Gebäudearbeiten: Erst prüfen lassen, ob ein Wildtier dort nistet – Jungtiere können sonst elendig sterben
- Keine Katzen in Nestnähe zulassen – Muttertiere meiden dann oft das Nest oder fliehen mit den Jungen
- Notfall bei Neststurz: Möglichst alle Jungtiere sichern und Wiedervereinigung versuchen
Eichhörnchen können zweimal im Jahr Nachwuchs bekommen, abhängig von Witterung, Nahrungsangebot und Gesundheitszustand des Weibchens.
- Wurf
Februar – April
Paarung im Januar/Februar, Geburt nach ca. 38 Tagen
2. Wurf
Juni – August
Nur wenn genug Futter vorhanden ist
Wurfgröße:
- In der Regel 2–5 Jungtiere pro Wurf; selten bis zu 7
- Nicht alle Jungtiere überleben – Fressfeinde, Stürze oder Nahrungsmangel sind häufige Gefahren
Eichhörnchen-Mütter sind äußerst fürsorglich – sie erkennen ihre Jungen am Geruch, tragen sie bei Gefahr im Maul in ein Ersatznest und säugen sie bis zur Selbstständigkeit.
Typisches Verhalten:
- Muttertiere entfernen sich mehrmals täglich für kurze Zeit vom Kobel (Futtersuche)
- Bei Störungen (z. B. durch Lärm, Menschen oder Katzen) kann das Muttertier das Nest vorübergehend verlassen – das bedeutet nicht automatisch, dass die Jungen verlassen sind
- Wenn ein Nest zerstört wird oder der Kobel abstürzt, versucht das Muttertier meist, alle überlebenden Jungen zu bergen und umzusetzen
- Die Aufzucht dauert etwa 8–10 Wochen – danach werden die Jungtiere selbstständig, bleiben aber oft noch einige Zeit in der Nähe
Gesundheit, typische Krankheiten und Pflege
Eichhörnchen haben ein starkes Kurzzeitgedächtnis für Gefahren – wenn ein Ort mehrfach negativ auffällt (Lärm, Hunde, Katzen), meiden sie ihn oft dauerhaft.
- Blitzschnelles Klettern in Bäume, oft im Zickzack
- Verharren bewegungslos an Baumstämmen (Tarnverhalten)
- Rasanter Sprungflug von Ast zu Ast, auch mit größeren Distanzen (bis 5 Meter)
- Verstecken in Baumhöhlen oder Kobeln
- Bei Erschrecken durch Menschen: meist Rückzug in sichere Höhe, aber nie grundlos aggressiv
Eichhörnchen sind scheue, flinke Wildtiere. Wenn eines sich dir nähert, auf dem Boden sitzt oder gar auf Menschen klettert, stimmt meist etwas nicht.
Auffällige Warnzeichen:
- läuft Menschen nach und versucht am Bein hochzuklettern
- Teilnahmslosigkeit, Apathie, wirkt „flatterig“ oder schläft plötzlich ein
- Stark abgemagert, eingefallene Flanken, sichtbare Rippen
- Plüschiger, struppiger oder nasser Schwanz (Hinweis auf Schwäche)
- Verklebte Augen, Atemgeräusche, Niesen, Husten
- Verletzungen, Schwellungen oder Blutspuren
- Unkoordiniertes Klettern, Taumeln, Umkippen
- Ständiges Kratzen, kahle Stellen, Hautveränderungen
Verhalten bei Verletzungen:
- Leises Fiepen oder Zähneknirschen (Schmerz)
- Humpeln oder Lahmheit, Schonhaltung
- Schiefhalten des Kopfes bei inneren Verletzungen
- Eingeklemmter Schwanz oder matte Körperhaltung
- Weigern sich zu klettern oder zu springen
- Offene Wunden: oft stark blutend am Schwanz, Bein oder Schnauzenbereich
Bei Jungtieren gilt: Wenn sie laut fiepen, hilflos auf dem Boden sitzen und die Augen schon geöffnet sind, brauchen sie in der Regel Hilfe – besonders bei schlechtem Wetter oder am Straßenrand.
Wichtig:
Verletzte Tiere sollten nicht unnötig bewegt oder gestresst werden.
Ideal ist eine dunkle, ruhige Box mit Luftlöchern, gepolstert mit Tüchern. Kontakt zu Wildtierhilfe oder Tierarzt möglichst schnell aufnehmen.
Tipps zur Beruhigung:
- Dunkelheit wirkt beruhigend – Box abdecken
- Kein direktes Anfassen, außer zur Sicherung
- Leise Umgebung (kein Radio, keine Stimmen)
- Nicht füttern, wenn das Tier stark geschwächt oder verletzt ist → zuerst Wärme & Ruhe
- Wärme ist lebenswichtig – unterkühlte Tiere sterben oft trotz Futter
Was tun bei Fund von augenscheinlich gesunden Jungtieren?
- Alle Jungtiere einsammeln, warmhalten (z. B. mit Wärmflasche) und beobachten, ob das Muttertier sie abholt – am besten in einem Karton mit etwas Laub unterhalb der Fundstelle aufstellen
- Mindestens 1–2 Stunden abwarten (in ruhiger Umgebung)
- Wird keines geholt oder ist das Tier verletzt/unterkühlt → Kontakt zu einer Wildtierhilfe oder Pflegestelle aufnehmen
Schädel-/Wirbelsäulenverletzung
Nach Stürzen oder Kollisionen – oft sichtbar durch Schiefhaltung, Lähmungen oder Apathie
Knochenbrüche / Bisswunden
Durch Stürze, Kämpfe oder Katzenangriffe – Infektionsgefahr!
Parasiten /Flöhe, Milben, Zecken)
Führen zu Juckreiz, Fellverlust, Entkräftung
Lungenentzündung
Durch Unterkühlung oder Infektionen – häufig bei geschwächten Jungtieren
Rachendasseln (Larven)
Sitzen im Nasen-Rachenraum – verursachen Atemnot, Kopfschütteln, Gewichtsverlust
Pilzinfektionen (zB Hautpilz)
Kahle, schuppige Stellen – hochansteckend in Pflegestellen
Staupe (selten, aber tödlich)
Virale Erkankung – neurologische Ausfälle, Zittern, Atemnot
Ist das Eichhörnchen medizinisch versorgt worden, braucht es vor allem Ruhe, Wärme und geeignete Nahrung.
Wichtige Pflegeelemente
- Ruhe & Rückzug:
Ruhiger, warmer Ort ohne Stress oder laute Geräusche. Keine ständige Störung durch Menschen oder Haustiere. - Wärme:
Besonders bei jungen, geschwächten oder unterkühlten Tieren lebenswichtig. Am besten mit Wärmflasche + Handtuch oder SnuggleSafe. - Artgerechte Nahrung:
Angepasst an Alter & Zustand.
Jungtiere brauchen spezielle Aufzuchtmilch (keine Kuhmilch!), ältere Tiere Nüsse, Obst, Gemüse, Eicheln etc. – aber in kontrollierten Mengen. - Flüssigkeit:
Bei Dehydrierung ggf. Elektrolytlösung geben. Trinknäpfe flach und standfest. - Sauberkeit & Hygiene:
Kot und Urin regelmäßig entfernen, Schlafplatz trocken halten. Bei Pilz- oder Parasitenbefall auf Desinfektion achten. - Soziale Integration:
Wenn möglich, mit gleichaltrigen Artgenossen vergesellschaften. Einzelhaltung nur, wenn zwingend notwendig. - Sanfte Vorbereitung auf Auswilderung:
Rückzugsmöglichkeiten, Klettertraining, natürliche Nahrung – möglichst wenig Menschenkontakt im letzten Schritt.
Je nach Alter, Gesundheitszustand und Fortschritt der Genesung muss die Nahrung angepasst sein:
Jungtiere (bis ca. 8 Wochen)
- Spezialmilch: z.B. Esbilac Puppy Milk oder Pre-Nurs (niemals Kuhmilch!)
- Fütterung mit Spritze oder speziellem Sauger
- Ergänzend ab ca. 5. Woche: Eingeweichte Zwiebachstückchen, ungesalzene Sonnenblumenkerne, geschälte Haselnüsse, kleine Obststücke
Ab 8 Wochen (halbwüchsig / fit)
- Haselnüsse, Walnüsse (am besten mit Schale)
- Sonnenblumenkerne (in Maßen)
- Hagebutten, Apfelstücke, Birne, Beeren
- Karotte, Gurke, Zucchini (roh)
- Maiskolben (roh oder getrocknet)
- Eichhörnchen-Aufzuchtfutter (z.B. Reico, JR Farm etc.)
Tipps zur Fütterung in der Pflege
- Abwechselung und natürliche Futtermittel fördern Verdauung und Nährstoffaufnahme
- Immer Zugang zu frischem Wasser
- Getrocknete Mehlwürmer oder Insektenlarven (gelegentlich, als Eiweißquelle)
Ungeeignetes Futter – bitte vermeiden!
- Gesalzene oder geröstete Nüsse: Salz & Gewürze schädigen Organe
- Kuhmilch: Unverträglich – führt zu Durchfall
- Brot, Kuchen, Gebäck: Falsch fermentierbar, Nährstoffarm
Eichhörnchen sind Fluchttiere, zeigen Schmerzen oder Schwäche nur sehr zurückhaltend – auch in menschlicher Obhut. Das macht die Einschätzung ihres Zustands oft schwierig.
Anzeichen für Stress
- Starkes Zittern, aufgeplustertes Fell
- Hecheln, gepresste Atmung
- Versuchte Flucht, auch bei Erschöpfung
- Panisches Drehen im Käfig oder Gehege
- Kein Fressen, obwohl Futter vorhanden ist
Besonders Jungtiere können sich bei Stress regelrecht „wegschalten“ – sie wirken dann apathisch oder wie schlafend.
Wann ist eine Auswilderung möglich?
Eine Auswilderung darf nur stattfinden, wenn das Eichhörnchen:
- gesund und unversehrt ist (keine offenen Wunden oder Anzeichen von Krankheit)
- selbstständig fressen und trinken kann
- stabile Bewegungen und Kletterfähigkeiten zeigt
- ausreichend Kraft und Gewicht für die Wildnis mitbringt
Weitere Hinweise
- Am besten bei mildem Wetter und tagsüber aussetzen
- Möglichst am Fundort oder in einem geeigneten, sicheren Lebensraum freilassen
- Junge Tiere nur nach vollständiger Selbstständigkeit und ausreichend Übung in Kletterfähigkeiten auswildern
- Katzenfreie Umgebung sicherstellen oder sichere Rückzugsmöglichkeiten bieten
Im Zweifelsfall vorher Rücksprache mit einer Wildtierhilfe oder erfahrenen Pflegestelle halten, um Stress und Todesfälle zu vermeiden