Singvögel

Erste Hilfe
Kurzinfo: Wann eingreifen?
- Wenn der Vogel sichtbar verletzt, apathisch, blutend, stark unterkühlt, voller Fliegeneier/Maden ist oder sich in akuter Gefahr (z. B. Straße, Katze) befindet.
- Nestlinge (sitzen auf ihren Fersen) immer sichern, wenn das Nest nicht erreichbar oder zerstört ist.
- Bei befiederten Jungvögeln am Boden (Ästlinge; stehen auf ihren Beinen) meist nicht eingreifen – Eltern füttern weiter. Nur sichern, wenn Gefahr besteht, und in Sichtweite ins nächste Gebüsch setzen.
Sichern vor Fressfeinden:
Jungvögel sofort vor Katzen, Hunden, Krähen und Menschenmengen schützen. Ruhig und leise verhalten, um Stress zu vermeiden – Vögel sind extrem
empfindlich gegenüber Lärm und Hektik.
Fliegeneier & Maden entfernen
Augen, Schnabelwinkel, Kloake und Gefieder gründlich absuchen. Fliegeneier sind winzig, weiß und oft in Hautfalten
versteckt. Vorsichtig mit feuchtem Wattestäbchen oder Pinzette entfernen.
Richtig unterbringen:
Vogel in einen kleinen, gut belüfteten Karton setzen, innen weich ausgepolstert (z. B. Küchenpapier, kein
Heu oder Stoff mit Fäden). Eine dunkle, ruhige Umgebung reduziert Panik.
Nicht füttern oder tränken!
Niemals Wasser in den Schnabel geben – Erstickungsgefahr! Futter nur nach Rücksprache mit einer Wildvogelstation
anbieten, falsche Nahrung kann tödlich sein.
Fachhilfe suchen
Schnellstmöglich eine Wildvogelstation, Tierärztin mit Wildtiererfahrung oder NABU/Tierschutz kontaktieren. Bei Nestlingen prüfen,
ob das Nest in der Nähe gefunden und zurückgesetzt werden kann.
Warmhalten – aber nicht überhitzen
Unterkühlte Vögel vorsichtig auf Körpertemperatur bringen: Wärmflasche oder Körnerkissen unter eine Kartonecke
legen, gut abgedeckt. Bei Hecheln oder Flügelabspreizen Wärme sofort reduzieren.
Allgemeine Informationen
Art
Garten
Stadt
Wald
Wiese/ Offenland
Gewässernähe
Amsel
Blaumeise
Buchfink
Elster
Feldsperling
Gartenrotschwanz
Girlitz
Grünfink
Haussperling
Heckenbraunelle
Kohlmeise
Mehlschwalbe
Mönchsgrasmücke
Rauchschwalbe
Rotkehlchen
Singdrossel
Star
Stieglitz / Distelfink
Zaunkönig
Zilpzalp
Nestling
0-10 Tage
Nach dem Schlüpfen keine Federn, Haut sichtbar, Augen oft noch geschlossen oder gerade geöffnet, sitzt passiv im Nest. -> Vollständig abhängig von Elterntieren,
kann nicht selbst wärmen oder fressen.
Gegen Ende volles (fluffiges) Federkleid, aber nicht flugfähig.

Ästling
10-20 Tage
Voll befiedert, Schwanz- und Flügelfedern oft noch kürzer, kann flattern und hüpfen, sitzt oft auf Ästen oder am Boden
-> Wird noch gefüttert, lernt Fliegen – nicht automatisch hilfsbedürftig
Jungvogel
(frisch ausgeflogen)
Voll befiedert, Gefieder wirkt “fluffig” oder etwas unordentlich, Schnabelränder (gelblich) oft noch sichtbar
-> Fliegt unsicher, bleibt in der Nähe der Eltern, bettelt mit Flügelflattern
Adult
(Erwachsener)
Voll entwickeltes, glattes Gefieder, kein gelber Schnabelrand mehr, sicherer Flug
-> Selbstständig, territoriales Verhalten möglich
Mauser
(bei Jung- oder Altvögeln;
artabhängig)
Unregelmäßige Federlücken oder abgenutzte Federn
-> Kurzzeitige Einschränkungen im Flug, aber nicht krankheitsbedingt
Hinweise zur Alters- & Gesundheitsbeurteilung:
- Gewicht ist kein verlässlicher Altersindikator – zu viele Unterschiede zwischen Arten.
- Ästlinge sind nicht automatisch hilfsbedürftig! Sie verlassen das Nest vor dem sicheren Fliegen und werden am Boden oder auf Ästen von den Eltern weiter gefüttert.
- Hilfebedürftig sind:
- Nestlinge außerhalb des Nests
- Verletzte, stark geschwächte oder sehr apathische Vögel
- Jungvögel, die länger als 1–2 Stunden ohne Elternkontakt sind (aus sicherer Entfernung beobachten!)
Das Geschlecht lässt sich bei den meisten Singvogelarten nur schwer äußerlich bestimmen, da viele Arten keinen deutlichen Unterschied im Aussehen zeigen. Bei einigen Arten sind Männchen farblich prächtiger oder haben auffälligere Gefiederzeichnungen, während Weibchen meist unauffälliger gefärbt sind. Männchen wirken oft etwas schlanker und haben teilweise längere Schwungfedern oder andere spezielle Merkmale (z. B. Haarbüschel oder Kropf).
Bei Jungvögeln und vielen Arten fehlt dieser Unterschied jedoch fast komplett. Eine sichere Geschlechtsbestimmung ist meist nur durch Fachleute mit speziellen Methoden (z. B. DNA-Test oder Untersuchungen der Geschlechtsorgane) möglich.
Bei Pflege und Erstversorgung spielt das Geschlecht in der Regel keine Rolle.
Art
Insekten
Samen
Früchte
Saisonale Besonderheiten / Hinweise
Amsel
Im Sommer vorwiegend Insekten, im Winter mehr Früchte und Samen
Blaumeise
Ganzjährig Insekten, im Winter verstärkt Samen
Buchfink
Im Winter mehr Samen und Früchte, Sommer mehr Insekten
Elster
Allesfresser, ganzjährig vielseitig
Feldsperling
Sommer Insekten, Winter Samen
Gartenrotschwanz
Sommer Insekten, Winter Samen
Girlitz
Hauptsächlich Samen, im Sommer auch Insekten
Grünfink
Vorwiegend Samen und Früchte, Insekten selten
Haussperling
Allesfresser, auch menschliche Nahrung
Heckenbraunelle
Sommer Insekten, Winter Samen
Kohlmeise
Ganzjährig Insekten und Samen
Mehlschwalbe
Fast ausschließlich Insektenfresser
Mönchsgrasmücke
Sommer Insekten, ganzjährig Samen und Früchte
Rauchschwalbe
Fast ausschließlich Insektenfresser
Rotkehlchen
Im Winter mehr Früchte, im Sommer Insekten
Singdrossel
Ganzjährig vielfältig, im Winter mehr Früchte
Star
Ganzjährig, im Sommer mehr Insekten
Stieglitz / Distelfink
Vorwiegend Samen und Früchte, Insekten selten
Zaunkönig
Fast ausschließlich Insekten
Zilpzalp
Hauptsächlich Insekten
Natürliche Feinde
- Greifvögel wie Sperber, Habicht und Bussard
- Katzen, besonders für Jungvögel und bodennahe Arten
- Eulen (nachts jagend, oft schlafende Vögel)
- Schlangen und größere Säugetiere (z. B. Marder), vor allem Nesträuber
- Parasiten wie Milben, Zecken, Vogelflöhe schwächen die Tiere
Klimatische Gefahren
- Kältewellen im Frühjahr gefährden Jungvögel
- Heiße, trockene Sommer erschweren die Nahrungssuche
- Starkregen und Stürme zerstören Nester, werfen Jungvögel aus dem Nest
- Klimawandel verstärkt diese Risiken
Mensch als größte Bedrohung
- Straßenverkehr verursacht viele Todesfälle
- Fenster- und Gebäudefassaden sind tödliche Gefahren bei Kollisionen
- Katzen in Wohngebieten fangen und töten viele Vögel
- Pestizide und Gifte reduzieren Nahrungsangebot und schwächen Vögel
- Verlust von Lebensraum durch Bebauung, Versiegelung und intensive Landwirtschaft
Wichtig:
Viele Gefahren lassen sich durch naturnahe Gartengestaltung, Vogelschutzmaßnahmen und umsichtiges Verhalten vermeiden.
Singvögel sind wichtige Teil unseres Ökosystems und leiden unter Lebensraumverlust, Nahrungsknappheit und Gefahren durch den Menschen. Mit einfachen Maßnahmen kannst du ihnen das ganze Jahr über helfen!
Lebensraum erhalten & schaffen
- Hecken, Büsche, wilde Ecken und Totholz stehen lassen
- Nistkästen anbieten
- Laub und Reisig liegen lassen zur Förderung von Insekten
- Offene Wasserstellen und ungestörte Flächen bieten
Gefahrenquellen vermeiden
- Keine Pestizide oder Herbizide verwenden
- Katzen nachts drinnen halten oder Rückzugsorte schaffen
- Fenster mit Aufklebern oder Netzen sichern
- Nester vor Störungen schützen
Unterstützung durch Zufütterung
- Meisenknödel, Sonnenblumenkerne, Haferflocken, Wildvogelfutter geben
- Keine gesalzenen, gezuckerten oder gewürzten Lebensmittel
Wasserstellen bereitstellen
- Flache Wasserschalen oder Vogeltränken mit frischem Wasser
- Sauberkeit und leichte Zugänglichkeit beachten
Hilfe im Winter
- Zusätzliches Futter und geschützte Nistplätze anbieten
- Verletzte oder geschwächte Vögel an Wildtierstationen übergeben
Insektenreichtum fördern
- Vielfalt statt Zierrasen
Wildblumen, Klee, Brennnessel & heimische Stauden statt kurz geschorenem Rasen: So entstehen wertvolle Lebensräume für Käfer, Raupen & Co. - Totholz liegen lassen
Altes Holz, Wurzeln und Äste sind Brutplätze für Insekten – und Buffet für Igel. - Blühende Hecken & heimische Sträucher
Weißdorn, Holunder, Brombeere oder Hasel bieten Lebensraum und Nahrung – für Insekten und Igel. - Laubhaufen nicht entfernen
Sie sind nicht nur Quartiere für Igel, sondern auch Hotspots für Asseln, Spinnen, Tausendfüßler & Regenwürmer. - Keine Chemie!
Pflanzenschutzmittel, Kunstdünger und Insektizide töten direkt oder wirken sich auf die Nahrungskette aus – Hände weg davon! - Wilde Ecken zulassen
Brennnesselstreifen, Steinlinsen, verwilderte Beete – ein Paradies für Insekten und damit auch für Igel. - Kleinteilige Strukturen schaffen
Steinmauern, Laubhaufen, Wasserstellen, Beete, Hecken und Blumenwiesen in Kombination – das bringt Vielfalt und Nahrung.
Fortpflanzung & Nachwuchs bei Singvögeln
Singvögel brüten meist zwischen April und Juli, oft in Hecken, Büschen, Nistkästen oder Baumkronen
Nestlinge sind in den ersten Wochen völlig auf die Eltern angewiesen – Störungen können zum Verlassen des Nestes führen
So kannst du helfen, Nester und Jungvögel zu schützen:
- Nistplätze nicht stören, nicht abräumen oder zerstören, besonders in der Brutzeit (April bis Juli)
- Gartenarbeiten vorab kontrollieren, ob Nester in Hecken, Büschen oder Sträuchern sind
- Laub-, Reisig- und Asthaufen als Verstecke erhalten, nicht abräumen
- Katzen und andere Haustiere von bekannten Nestbereichen fernhalten
- Vogelnester niemals anfassen oder bewegen – das kann Elterntiere vertreiben
- Nistkästen regelmäßig reinigen, aber außerhalb der Brutzeit (Spätsommer/Herbst)
- Bei Bau- oder Umgestaltungsarbeiten besonders vorsichtig vorgehen und Nistplätze berücksichtigen
- Fenster mit Aufklebern sichern, um Kollisionen zu vermeiden
Nest zerstört oder Jungvogel gefunden?
- Nestlinge niemals allein lassen – wenn möglich, das Nest unversehrt lassen oder in der Nähe belassen
- Keine Eigenfütterung – falsches Futter schadet Jungvögeln
- Verletzte oder verlassene Jungvögel so schnell wie möglich an eine Wildtierstation oder Vogelschutzorganisation übergeben
Bei günstigen Bedingungen (ausreichende Nahrung und gute Bedingungen) sind häufig 1 bis 2 Bruten pro Saison möglich.
- Brut
April – Anfang Mai
Paarung meist im März bis Anfang April, Brutzeit meist zwischen 12 und 18 Tagen
2. Brut
Juni – Juli
Paarung meist Ende Mai bis Anfang Juni – nur wenn genug Futter vorhanden ist
Die Wurfgröße variiert stark je nach Art:
- Kleinere Arten (z.B. Meisen): 5-10 Junge pro Brut
- Größere Arten (z.B. Amsel, Rotkehlchen): 3-6 Junge pro Brut
- Wichtig:
Störungen während der Brut- und Nestlingszeit können zum Verlassen des Nestes oder zum Abbruch der Brut führen.
Gartenarbeiten und andere Aktivitäten in Brutgebieten bitte möglichst meiden oder vorsichtig ausführen.
Singvogel-Mütter sind meist allein für die Aufzucht der Jungvögel verantwortlich – dennoch übernehmen bei vielen Arten Männchen wichtige Aufgaben wie den Nestbau oder die Fütterung der Partnerin.
Typisches Verhalten:
- Nest wird meist vom Männchen gut versteckt gebaut, z. B. in dichten Büschen, Hecken, Baumhöhlen oder Gebäudenischen
- Mutter sitzt meist zum Brüten ständig auf den Eiern, verlässt das Nest nur kurz zum Fressen
- Nach dem Schlüpfen füttert die Mutter (manchmal auch beide Elternteile) die Nestlinge mehrfach täglich mit Insekten, Würmern und anderen proteinreichen Nahrungsquellen
- Nestlinge werden warm gehalten und geschützt – Mutter bleibt oft in der Nähe oder bewacht das Nest
- Mutter verlässt das Nest selten während der Säugezeit, um die Jungen nicht zu gefährden
- Bei Störungen (Laubbläser, Rasenmäher, Katzen) kann die Mutter das Nest kurzzeitig verlassen, kehrt aber meist zurück
- Jungvögel verlassen das Nest (flügge werden) meist nach 2–3 Wochen, werden danach noch einige Zeit von den Eltern gefüttert und gelernt
- Eltern zeigen hohe Fürsorge, sind aber auch scheu und meiden unnötigen Kontakt
- Nest wird nach dem Flüggewerden oft nicht wieder benutzt
Gesundheit, typische Krankheiten und Pflege
Singvögel sind klassische Fluchttiere und reagieren bei Gefahr meist sehr schnell mit Flucht oder Alarmrufen, um sich und ihre Jungen zu schützen.
Typisches Verhalten bei Bedrohung:
- Sofortiges Auffliegen oder Wegfliegen – meist mit schnellen, wendigen Flügelschlägen
- Alarmrufe oder Warnrufe zur Warnung anderer Vögel in der Umgebung
- Verstecken in dichtem Gebüsch, Bäumen oder hohem Gras, um sich zu tarnen
- Bei Nestnähe versuchen sie oft, Feinde durch Täuschmanöver oder Ablenkungsmanöver vom Nest wegzulocken
- Manche Arten bleiben in der Nähe und beobachten potenzielle Gefahren aus sicherer Entfernung
- Flucht erfolgt meist in kurzen, schnellen Etappen, um Raubtieren zu entkommen
- Bei sehr plötzlicher Gefahr können sie starr verharren, um nicht entdeckt zu werden (Tarnung)
Achtung:
Vögel, die sich nicht schnell genug entfernen oder keine Fluchtversuche zeigen, können verletzt, krank oder geschwächt sein und benötigen eventuell Hilfe.
Singvögel sind tagaktiv und meist flink unterwegs. Auffälliges Verhalten oder sichtbare Probleme deuten darauf hin, dass ein Vogel Hilfe benötigt.
Auffällige Warnzeichen:
- Vogel sitzt oder liegt tagsüber ungewöhnlich lange bewegungslos oder apathisch an einem ungewöhnlichen Ort
- Offensichtliche Verletzungen wie blutende Wunden, schief sitzende Federn oder gebrochene Flügel
- Unkoordiniertes Fliegen, taumelndes oder torkelndes Verhalten in der Luft oder am Boden
- Jungvögel, die verlassen oder allein auf dem Boden sitzen und nicht mehr gefüttert werden
- Stark verschmutztes Gefieder oder Befall mit Parasiten (z. B. Fliegenmaden, Milben)
- Lautes, angestrengtes Atmen, Keuchen oder auffälliges Husten
- Schwäche, Unterkühlung (kalt anfühlende Beine oder Flügel) oder sichtbare Erschöpfung
- Vogel reagiert nicht oder kaum auf Annäherung oder wird gar nicht mehr aktiv
Wichtig:
Singvögel sind Wildtiere – bitte nie mit bloßen Händen anfassen, um Stress und Verletzungen zu vermeiden!
Wenn nötig, verwende Handschuhe oder ein weiches Tuch, sichere den Vogel vorsichtig in einem gut belüfteten Karton mit weicher Einlage und kontaktiere schnellstmöglich eine Wildtierhilfe oder Vogelstation.
Wichtig:
Singvögel sind geschützte Wildtiere, die bei Stress oder falscher Handhabung schnell geschwächt oder verletzt werden
können. Eine ruhige, sichere Sicherung ist entscheidend – besonders bei Jungvögeln, Verletzungen oder Unterkühlung.
Grundregeln:
- Nur mit Handschuhen oder einem weichen Tuch anfassen, um Stress zu minimieren und dich vor Parasiten (z. B. Fliegenmaden, Milben) zu schützen
- Vogel vorsichtig in einem gut belüfteten Karton oder einer Transportbox sichern
- Größe der Box: ca. 30–40 × 30 cm, mit Deckel und Luftlöchern
- Innen weich auslegen (kein Zeitungspapier!), z. B. mit Frotteehandtuch oder Vlies
- Keine offenen Käfige oder Gitterboxen – Grifföffnungen ausbruchssicher verschließen, um Verletzungen zu vermeiden
Tipps zur Beruhigung:
- Box mit einem Tuch abdecken, damit es dunkel und ruhig ist
- An einem ruhigen, warmen Ort ohne Lärm, Stimmen oder Haustiere aufstellen
- Nicht sofort füttern oder tränken! Erst das Tier etwas beruhigen und Wärme spenden, dann Fachstelle kontaktieren
- Wärme indirekt zuführen, z. B. eine halbe Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen unter eine Ecke der Box legen (nicht direkt ans Tier)
Was tun bei Fund von augenscheinlich gesunden Jungtieren?
- Auffällige Merkmale: sehr klein, tagsüber allein unterwegs, wackelig oder fiepend
- Jungvögel nicht einfach im Garten lassen – die Eltern sind eventuell in der Nähe oder suchen Nahrung
- Vogel warmhalten, in Ruhe beobachten und schnell Kontakt zu einer Wildtierhilfe oder Vogelstation aufnehmen
- Rückführung zur Mutter nur nach fachlicher Beratung und kontrolliert durchführen (z. B. abends am Fundort)
Sobald das Tier gesichert ist: Immer schnell eine Wildtierhilfe, Vogelstation oder einen fachkundigen Tierarzt kontaktieren!
Flügel- oder Beinbruch
Vogel fliegt nicht, humpelt, hält Flügel schief
-> Ruhigstellen, Box mit weicher Polsterung, schnell Wildtierhilfe oder Tierarzt kontaktieren
Schnitt- oder Bisswunden
Blutende oder nässende Stellen, Schwellungen
-> Wunde sauber halten, vorsichtig behandeln, möglichst schnell Fachstelle aufsuchen
Parasitenbefall (Milben, Fliegenmaden)
Gefieder verfilzt, juckt, Vogel scharrt oder reibt sich
-> Vogel möglichst schnell zum Tierarzt oder zur Wildtierhilfe bringen
Unterkühlung / Auskühlung
Bewegungsarm, kalt, schwach, aufgeplustertes Gefieder
-> Warmhalten, ruhiger Platz, keine Fütterung vor Wärmezufuhr, Fachstelle informieren
Hunger / Unterernährung
Schwäche, auffällige Knochen, Verhaltensänderungen
-> Ruhe bewahren, keine Selbstmedikation, Fachstelle kontaktieren
Augenverletzungen
Geschwollenes oder geschlossenes Auge, Ausfluss
-> Schutz vor weiteren Reizungen, schnell Tierarzt aufsuchen
Federverlust / Federkrankheiten
Kahle Stellen, Federbruch, schlecht aussehendes Gefieder
-> Ursachen abklären lassen, nicht selbst behandeln, Wildtierhilfe kontaktieren
Atemwegserkrankungen
Keuchen, Schnappatmung, Niesen, Sekret
-> Ruhe und Wärme, schnell Tierarzt oder Wildtierhilfe kontaktieren
Vergiftungen
Apathie, Krämpfe, Speicheln, Erbrechen
-> Sofort fachliche Hilfe suchen, keine Selbstbehandlung
Nach tierärztlicher Behandlung benötigen Singvögel Ruhe, Wärme, artgerechte Pflege und möglichst wenig Stress, um sich gut zu erholen.
Wichtige Pflegeelemente
- Ruhe & Rückzug:
Vogel in einem ruhigen, abgedunkelten Raum ohne laute Geräusche, Haustiere, TV oder Radio unterbringen.
Geeignete Transportbox oder Voliere mit Versteckmöglichkeit (z. B. kleiner Karton mit Tüchern) bieten Sicherheit. - Wärme:
Besonders wichtig bei Jungvögeln, geschwächten oder unterkühlten Tieren.
Wärmequelle wie Wärmflasche (in Handtuch gewickelt) oder spezielle Heizmatte verwenden.
Temperatur regelmäßig kontrollieren, Überhitzung vermeiden. - Artgerechte Nahrung:
Je nach Vogelart und Zustand angepasstes Futter anbieten (z. B. Spezialfutter, püriertes Obst, Insekten).
Kleine Portionen über den Tag verteilt füttern.
Fütterung möglichst nach Anleitung der Fachstelle oder Tierarzt. - Flüssigkeitsversorgung:
Frisches Wasser in flachem, stabilen Napf bereitstellen.
Bei Dehydrierung ggf. unter fachlicher Anleitung Elektrolytlösungen geben. - Sauberkeit & Hygiene:
Transportbox oder Voliere täglich reinigen. Futterreste zeitnah entfernen, um Schimmel und Fliegenbefall zu vermeiden. - Kontaktarmut:
Singvögel sind Wildtiere – Berührungen minimieren, kein „Zähmen“ oder Halten auf dem Schoß.
Stress verlangsamt Heilung und kann zur Aufgabe der Pflege führen.
Handschuhe oder weiches Tuch bei nötigem Handling verwenden.
- Vorbereitung auf Auswilderung:
Rücksprache mit Fachstelle oder Tierarzt halten.
Auswilderung idealerweise am Fundort oder an geeignetem Lebensraum durchführen.
💡 Tipp:
Die Genesung kann je nach Verletzung und Vogelart von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen dauern. Gewicht und Verhalten täglich beobachten und bei Auffälligkeiten Fachhilfe kontaktieren.
Die richtige Ernährung ist entscheidend für die Genesung – je nach Alter und Ernährungsweise unterscheiden sich die Anforderungen.
Nestlinge (Jungvögel)
Häufige, kleine Portionen – je nach Alter alle 20-30 Minuten bis alle 2 Stunden – Elternvögel füttern sehr regelmäßig.
Die Textur sollte weich, gut verdaulich und in kleinen Stücken oder püriert sein, da die jungen Vögel noch keine harte Nahrung kauen können.
Wasser wird von Nestlingen indirekt über das Futter aufgenommen, darum kein Wasser direkt geben.
- Insektenfresser:
Weiche Insektenlarven, Maden, kleine lebende oder gekochte Insekten, evtl. spezielles Nestlingsfutter - Körnerfresser:
Weiche Körnerpaste, Keimlinge, pürierte Körner, evtl. spezielles Nestlingsfutter - Allesfresser:
Mischung aus weichen Insekten, pürierten Früchten und Körnern, Nestlingsfutter
Ästlinge (kurz vor dem Ausfliegen)
Diese werden langsam an festere Nahrung gewöhnt, zum Beispiel kleine Samen oder kleingeschnittene Früchte.
Die Fütterung erfolgt nur noch alle 2-4 Stunden tagsüber und ausgewogener; das selbstständige Fressen wird unterstützt.
- Insektenfresser:
Mischung aus Insekten und kleinen, weicheren Körnern - Körnerfresser:
Körner in kleinen Stücken, Samen leicht angeweicht oder gekeimt - Allesfresser:
Mischung aus festen und weichen Nahrungsbestandteilen (Insekten, Samen, Früchte)
Erwachsene Vögel
Die Fütterung erfolgt in größeren Portionen und weniger häufig – je nach Vogelart ein- bis mehrmals täglich; mehr Vielfalt ist möglich.
- Insektenfresser:
Hauptsächlich Insekten, zusätzlich weiche Früchte oder Beeren - Körnerfresser:
Samen, Körner, gelegentlich Früchte - Allesfresser:
Vielfältige Kost: Insekten, Samen, Früchte, Beeren
Wichtige Hinweise:
- Futtertemperatur:
Zimmertemperatur oder leicht angewärmt, niemals kalt oder heiß. - Spezialfutter:
In der Wildtierpflege gibt es spezielles Nestlingsfutter, das je nach Vogelart verwendet werden kann.
Singvögel reagieren auf Stress meist mit Fluchtverhalten oder vermehrter Unruhe. Manche zeigen aber auch verhaltensbedingte Stressanzeichen, die oft schwer zu erkennen sind.
Anzeichen für Stress
- Häufiges Flattern oder Fluchtversuche in der Pflegestation
- Lautes, wiederholtes Zwitschern oder Schreien
- Ruhiges Verharren und Apathie bei längerem Stress
- Gefiederstörungen, z. B. Ausrupfen oder zerzaustes Gefieder
- Futterverweigerung trotz gutem Allgemeinzustand
- Unruhe im Käfig oder in der Box, z. B. ständiges Hin- und Herlaufen oder Kopfdrehen
- Veränderung der Kotbeschaffenheit (weicher, schleimiger oder sehr harter Kot)
- Zittern oder flaches Atmen bei starken Stressreaktionen
Wichtig zu wissen
- Junge oder geschwächte Vögel können bei Stress schnell in eine Schockstarre verfallen, was lebensgefährlich sein kann.
- Stress schwächt das Immunsystem, erhöht Anfälligkeit für Krankheiten und verzögert die Genesung.
- Häufige Stressauslöser sind laute Geräusche, plötzliche Bewegungen, häufiges Anfassen, ungewohnte Umgebung oder andere Tiere in direkter Nähe (Einzelhaltung kann bei manchen Arten besser sein).
Tipps zur Stressvermeidung
- Ruhige, abgedunkelte Umgebung schaffen
- Menschlichen Kontakt auf das Nötigste begrenzen, behutsam und mit ruhigen Bewegungen handeln
- Transportboxen oder Käfige nicht unnötig öffnen, Rückzugsorte anbieten (z. B. kleine Nistkästen oder Verstecke)
- Regelmäßige, strukturierte Abläufe beim Füttern und Pflegen einhalten
- Keine Versuche, Wildvögel zu „zähmen“ – Wildverhalten ist wichtig für das Überleben nach Auswilderung
Die Rückkehr in die Freiheit muss gut vorbereitet sein – Gesundheitszustand, Wetter und Selbstständigkeit sind entscheidend.
Wann ist eine Auswilderung möglich?
Eine Auswilderung sollte nur erfolgen, wenn der Vogel:
- Gesund und vollständig fit ist (keine Verletzungen, keine Atembeschwerden, kein Durchfall)
- Ausgewachsen oder altersgemäß entwickelt ist (Nestlinge sollten bereits flugfähig sein)
- Selbstständig frisst und trinkt
- Wach und aktiv ist, flink fliegt und normal auf Umweltreize reagiert
- Wetterfest ist (kein Frieren oder Anzeichen von Unterkühlung)
Vorbereitungsphase
- Mindestens einige Tage bis zu einer Woche in einer naturnahen Voliere oder einem gesicherten Außengehege, um sich an Außenbedingungen zu gewöhnen
- Tägliche Kontrolle von Futteraufnahme, Aktivität und Gewicht
- Kein direkter Menschkontakt mehr, um Wildverhalten zu erhalten
- Ausreichend Verstecke und natürliche Strukturen anbieten (z. B. Sträucher, Zweige)
- Gehege möglichst in der Nähe des späteren Auswilderungsortes aufstellen
Weitere wichtige Hinweise
- Auswilderung immer bei trockenem, mildem Wetter (nicht bei Regen, Sturm oder Frost)
- Vögel nur tagsüber freilassen, damit sie sich orientieren können und nachts Schutz suchen
- Optimalzeit für Auswilderung: Frühling bis Sommer, wenn ausreichend Nahrung verfügbar ist
- Ort möglichst nahe am Fundort oder in naturnahen Habitaten mit ausreichend Futter und Schutzmöglichkeiten
- In besonderen Fällen (z. B. schlechte Witterung oder noch nicht selbstständige Jungvögel) kann eine längere Pflegedauer oder Rücksprache mit einer Wildtierstation nötig sein
Im Zweifel gilt:
→ Immer Rücksprache mit einer Wildtierhilfe, Vogelstation oder Tierarzt halten!
Eine verfrühte oder schlecht vorbereitete Auswilderung kann tödlich enden – gerade für Jungvögel oder ehemalige Pfleglinge.