Hasen (Feldhasen & Wildkaninchen)

Fh: 50-70cm, Wk: 35-45cm

Jagdbar
Fh: regional gefährdet
Wk: stabilere Bestände

Fh: 3-5 kg, Wk: 1-2 kg

Fh: 4-12 Jahre
Wk: 1-9 Jahre

Pflanzen

Fh: 6-8 Monate
Wk: 3-4 Monate

Dämmerung und nachts

Fh: 1-4, Wk: 3-7 Würfe / Jahr

Fh: Felder/-ränder, Wiesen
Wk:Erdbauten, Waldrand, Hecken

Fh: Einzelgänger
Wk: in Gruppen lebend

Fh: ø 3km/Nacht
Wk: ø 200-500m um den Bau

Fh: scheuer als Wk
Wk: scheu

Fh: 50-70cm, Wk: 35-45cm

Fh: 3-5 kg, Wk: 1-2 kg

Pflanzen

Dämmerung und nachts

Fh: Felder/-ränder, Wiesen
Wk:Erdbauten, Waldrand, Hecken

Fh: ø 3km/Nacht
Wk: ø 200-500m um den Bau

Jagdbar
Fh: regional gefährdet, Wk: stabilere Bestände

Fh: 4-12 Jahre, Wk: 1-9 Jahre

Fh: 6-8 Monate, Wk: 3-4 Monate

Fh: 1-4, Wk: 3-7 Würfe / Jahr

Fh: Einzelgänger, Wk: in Gruppen lebend

Fh: scheuer als Wk, Wk: scheu

Erste Hilfe

Kurzinfo: Wann eingreifen?
Eingreifen ist nötig, wenn der Hase

  • sichtbar verletzt, apathisch, blutend, stark unterkühlt, voller Fliegeneier/Maden ist oder sich in akuter Gefahr (z. B. Straße, Hundeangriff) befindet.
  • sehr jung, schwach oder offensichtlich verlassen ist (z. B. Nesthase ohne Mutter in der Nähe).
  • in Gefahr gerät oder sich ungewöhnlich zutraulich Menschen nähert.

Sichern vor Fressfeinden:
Achtung: Feldhasen werden (im Gegensatz zu den Wildkaninchen) mit Fell und offenen Augen geboren – die Mutter kommt regelmässig zum füttern, sofern nicht durch den Menschen eingegriffen wird!
-> Nur Feldhase aufnehmen, wenn das Tier verletzt, offensichtlich krank oder in akuter Gefahr ist (z. B. von einer Katze gebracht)!
Sofort aus Gefahrenbereichen bringen (Straße, Gärten mit Katzen/Hunden, offene Wiesen mit Krähen in der Nähe). Dabei so wenig wie möglich anfassen, um unnötigen Stress zu vermeiden.

Fliegeneier & Maden absammeln
Weiße Punkte im Fell oder an Wunden sind oft Fliegeneier. Diese sofort und gründlich mit einer Pinzette oder einem feinen Kamm entfernen – sie entwickeln sich schnell zu Maden, die das Tier schwer verletzen können. Bei Madenbefall sofort eine Wildtierstation kontaktieren.

Richtig unterbringen:

  • Keine Käfige oder engen Boxen – Hasen bekommen schnell Panik und können sich durch heftiges Springen schwer verletzen.
  • Für den Transport einen dunklen, gut belüfteten Karton mit Handtuchboden verwenden.
  • Möglichst ruhig, dunkel und kühl (nicht kalt) stellen.

Nicht Füttern!
Besonders Hasenbabys haben einen sehr empfindlichen Verdauungstrakt. Falsche Fütterung kann tödlich enden. Auch erwachsene Tiere sollten ohne Fachwissen nicht gefüttert werden – sie brauchen spezielles, angepasstes Futter.

Fachhilfe suchen
Immer so schnell wie möglich eine Wildtierstation, Tierarzt mit Wildtiererfahrung oder örtliche Wildtierbeauftragte kontaktieren.Bei Jungtieren gilt: Nicht jedes allein gefundene Tier ist verwaist! Häsinnen kommen oft nur 1–2× täglich zur Fütterung. Im Zweifel Abstand halten und beobachten.

Warmhalten – aber vorsichtig
Bei sehr jungen, noch nackten oder nur dünn behaarten Hasen ist Wärme wichtig (z. B. handwarme Wärmflasche unter ein Handtuch legen, sodass das Tier ausweichen kann).
Bei älteren, voll befellten Tieren reicht ein geschützter, zugfreier Ort, da zu viel Wärme Stress verursachen oder Kreislaufprobleme verursachen kann.

Allgemeine Informationen

Lebensraum und Verbreitung

Feldhasen und Wildkaninchen sind anpassungsfähige Wildtiere, die sowohl offene Landschaften als auch vom Menschen geprägte Lebensräume nutzen. Während Feldhasen vor allem freie Felder und Wiesen bevorzugen, leben Wildkaninchen oft in der Nähe von Siedlungen – sofern sie ausreichend Deckung finden.

Bevorzugte Lebensräume

  • Feldhasen: offene Felder, Wiesen, Brachen, Feldränder, Parks
  • Wildkaninchen: kurzrasige Flächen, Feldraine, Dünen, Böschungen, Gärten, Parks
  • Mischlandschaften mit ausreichend Futterflächen und Deckung (Hecken, Sträucher, Gräben)

Tagesverstecke & Baue

  • Feldhasen: flache, erdige Mulden im Boden („Sassen“), meist in offener Landschaft
  • Wildkaninchen: weit verzweigte Erdbauten mit mehreren Ausgängen
  • Wichtig: gut versteckt, trockene Lage, ungestört
Altersbestimmung bei Hasen

Neugeborenes
 (0-1 Tag)

Wk: nackt, geschlossene Augen
Fh: vollständiges Fell, Augen offen
Beide: sehr wenig Bewegung, Körper warm durch Nest oder Mutterwärme

Jungtier – Nestling
 (1-10 Tage)

Wk: dünnes Fell, Augen noch geschlossen, Nesthocker im Bau
Fh: liegt einzeln in Sassen, sehr ruhig

Jungtier – mobil
 (10-21 Tage)

Wk: Augen geöffnet, mehr Aktivität, kurze Erkundungsgänge nahe dem Bau
Fh: kann schon ab Geburt laufen, wird aber in der Nähe der Setzstelle bleiben

Halbwüchsig
 (3-6 Wochen)

Körpergröße etwa halbe Erwachsenengröße, Fell voll entwickelt
Wk: beginnen weiter vom Bau wegzugehen
Fh: wirken schlanker und hochbeiniger

Junger Igel
 (Herbstjunges)

Klein, aber selbständig; Winter naht; <500g (im Herbst)

Erwachsener
 (ab ca. 1 Jahr)

Voll entwickelt, kräftige Statur; Ausgewachsen, geschlechtsreif; 600-1200g

Alter Igel
 (ab 4-5 Jahren)

Oft stumpfe Zähne, raues Fell, Narben; Gewicht variabel

Hinweise zur Altersbestimmung:

  • das Gewicht allein ist kein sicherer Altersindikator – es hängt stark von Jahreszeit, Gesundheitszustand & Futterangebot ab
  • Oktober/November: Gewicht <500g = der Igel ist zu jung/schwach für den Winterschlaf und gilt als hilfebedürftig!
  • Nestlinge und sehr junge Jungtiere (unter 150g) benötigen immer professionelle Hilfe!
Geschlechtsbestimmung

Grundsätzlich gilt

Igel lassen sich äußerlich an der Position der Geschlechtsöffnung unterscheiden. Dazu muss man den Bauch sehen – am besten in ruhiger Umgebung, wenn das Tier entspannt liegt, vorsichtig hochgehoben wird oder man ihn auf einen Glastisch setzt und von unten schaut.
Nicht zwingen! Wenn der Igel sich einrollt, abwarten oder eine geübte Person hinzuziehen.

Weibchen

Die Geschlechtsöffnung liegt direkt vor dem After (kaum Abstand).
Zizen sind sichtbar, v.a. bei säugenden Weibchen.
Igel-Weibchen sind saisonal häufig mit Jungtieren unterwegs.

Männchen

Die Geschlechtsöffnung wirkt wie ein “Bauchnabel” in der Bauchmitte.
Hoden sind nicht sichtbar, da diese im Bauchraum liegen.
Igel-Männchen sind sehr revierorientiert und kämpfen manchmal mit Artgenossen.

Nahrung

Igel sind Insektenfresser (insekten- und wirbellosenivor) – sie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, da sie Schnecken, Larven und andere bodenlebende Tiere fressen, die in Gärten und Feldern oft als Schädlinge gelten.

Auf dem Speiseplan stehen v.a.:

  • Käfer & Käferlarven (z.B. Engerlinge)
  • Raupen & andere Insektenlarven
  • Schnecken
  • Regenwürmer & Spinnen
  • Asseln & Tausendfüßer
  • Heuschrecken & Ohrwürmer
  • selten: tote Insekten, Aas, Vogeleier

Igel fressen ausschließlich lebende oder frische tote Beute – keine Pflanzen!

Hinweis:
Nacktschnecken gehören nicht zur normalen Ernährung und sind ausschließlich eine Notlösung, wenn nicht genügend andere Nahrung vorhanden ist. Nacktschnecken sind häufig Überträger von Parasiten wie dem Lungenwurm und daher nicht als Futter geeignet!

Feinde

Natürliche Feinde

  • Uhu & andere große Eulenarten
  • Dachs & Fuchs
  • Marderartige (z.B. Steinmarder)
  • Greifvögel
  • Parasiten wie Lungenwürmer, Zecken, Flöhe oder Milben können stark schwächen

Dank ihrer Stacheln sind gesunde adulte Igel relativ gut geschützt – die meisten natürlichen Feinde greifen nur an, wenn das Tier verletzt oder jung ist.

Klimatische Gefahren

  • Frühe Fröste im Herbst
    → Jungigel finden nicht mehr genug Nahrung, um Winterschlafgewicht zu erreichen
  • Späte Kälteeinbrüche im Frühjahr
    → schwächt bereits aufgewachte Tiere
  • Hitze & Trockenheit im Sommer
    → erschwert Nahrungssuche und Dehydrierung
  • Starkregen & Überschwemmungen
    → zerstören Nester & Unterschlüpfe

Mensch als größte Bedrohung

  • Straßenverkehr – eine der häufigsten Todesursachen bei erwachsenen Tieren
  • Gartenmaschinen wie Mähroboter, Trimmer oder Laubsauger 
    führen regelmäßig zu schweren Verletzungen oder Tod
  • Schneckenkorn & Pestizide 
    → indirekte Vergiftung durch vergiftete Beutetiere
  • Drahtzäune, Kellerschächte, Gullys
    → Gefahr, stecken zu bleiben
  • Plastikmüll, Netze, Teiche ohne Ausstieg
    → Ertrinken oder Verheddern
  • Verlust von Lebensraum & Struktur durch Steingärten, sterile Rasenflächen, Versiegelung

Wichtig: Viele Gefahren lassen sich mit einfachen Maßnahmen vermeiden – durch aufmerksames Gärtnern und igelfreundliche Gestaltung.

Mögliche Unterstützung

Lebensraum erhalten & schaffen

  • Laub- & Reisighaufen liegen lassen: natürliche Verstecke & Winterquartiere
  • Unterschlupf schaffen: z. B. Igelhaus aufstellen oder Hohlräume unter Holzstapeln, Büschen & Hecken freihalten
  • Wilde Ecken zulassen: keine „aufgeräumten“ Gärten – Insekten und Igel danken es dir
  • Zugänge offen lassen: 10 × 10 cm große Durchgänge in Zäunen oder Mauern schaffen (Igel sind Weitwanderer!)

Insektenreichtum fördern

  • Vielfalt statt Zierrasen
    Wildblumen, Klee, Brennessel & heimische Stauden statt kurz geschorenem Rasen: So entstehen wertvolle Lebensräume für Käfer, Raupen & Co
  • Totholz liegen lassen
    Altes Holz, Wurzeln und Äste sind Brutplätze für Insekten – Und Buffet für Igel
  • Blühende Hecken & heimische Sträucher
    Weißdorn, Holunder, Brombeere oder Hasel bieten Lebensraum und Nahrung – für Insekten und Igel
  • Laubhaufen nicht entfernen
    Sie sind nicht nur Quartiere für Igel, sondern auch Hotspots für Asseln, Spinnen, Tausendfüßler & Regenwürmer
  • Keine Chemie!
    Pflanzenschutzmittel, Kunstdünger und Insektizide töten direkt oder wirken sich auf die Nahrungskette aus – Hände weg davon!
  • Wilde Ecken zulassen
    Brennesselstreifen, Steinlinsen, verwilderte Beete – ein Paradies für Insekten und damit auch für Igel
  • Kleinteilige Strukturen schaffen
    Steinnmauern, Laubhaufen, Wasserstellen, Beete, Hecken und Blumenwiesen in Kombination – das bringt Vielfalt und Nahrung.

➝ Ein naturnaher Garten hilft nicht nur Igeln, sondern auch Fledermäusen, Vögeln, Amphibien und Wildbienen – er braucht weniger Pflege, ist resistenter gegen Wetterextreme und sieht ganzjährig lebendig aus.

Wasserstellen bereitstellen

  • flache, sichere Tränken oder Schalen (zB Blumenuntersetzer)
  • Täglich frisches Wasser, besonders in Hitzeperioden
  • Bei tieferen Wasserstellen: Steine oder Äste als Ausstiegshilfe gegen Ertrinken

Gefahrenquellen vermeiden

  • Keine Laubsauger oder Mähroboter verwenden – sie können Igel töten oder verletzen
  • Fallgruben wie Kellerfenster, Schächte oder Teiche mit Ausstiegshilfe sichern
  • Keine Pestizide oder Schneckenkorn einsetzen – Igel vergiften sich indirekt über kontaminierte Beute
  • Komposthaufen vor dem Umsetzen prüfen – Igel überwintern dort gerne

Unterstützung durch Zufütterung

Aufgrund des anhaltenden Insektenschwunds sind Igel in der heutigen Zeit auf Zufütterung angewiesen

  • Geeignetes Futter: Katzennassfutter (ohne Soße), angebratenes ungewürztes Hackfleisch, Igelfutter
  • Ungeeignet: Milch (Igel sind laktoseintollerant!), rohes Ei, Obst, Gemüse oder Brot

Fortpflanzung & Nachwuchs bei Hasen

Schutzmaßnahmen für Quartiere & Jungtiere

Igel bringen ihre Jungtiere ab Juni/Juli zur Welt – meist in gut versteckten Nestern unter Hecken, in Komposthaufen, Laubbergen oder dichtem Gebüsch. Die Nestlinge sind in den ersten Wochen vollständig auf ihre Mutter angewiesen. Wird das Nest zerstört oder die Mutter verjagt, droht der gesamte Wurf zu verhungern.

So kannst du helfen, Quartiere zu schützen:

  • Laub- und Komposthaufen nicht umsetzen oder abbrennen, besonders zwischen Mai und Oktober – hier könnten Igelmütter oder Jungtiere schlafen oder nisten
  • Vor Gartenarbeiten prüfen, ob sich Tiere in Hecken, unter Büschen oder in Holzstapeln versteckt haben
  • Mähroboter nur tagsüber und unter Aufsicht einsetzen – Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv und schlafen tagsüber oft im hohen Gras
  • Kellerschächte, Gruben und Lichtschächte abdecken – sie können zu tödlichen Fallen für neugierige Jungtiere werden
  • Keine Laubsauger oder -bläser verwenden – sie zerstören Quartiere und können Igel schwer verletzen oder töten
  • Katzen aus Igelquartier-Zonen fernhalten, wenn bekannt ist, wo sich Nester befinden – vor allem in der Jungtierzeit

Nest zerstört? Das ist wichtig:

  • Nestlinge niemals allein lassen! Sofort sichern, warm halten (z. B. mit einer lauwarmen Wärmflasche, in ein weiches Tuch gewickelt)
  • Nicht füttern! Igeljunge haben empfindliche Verdauung – falsches Füttern kann lebensgefährlich sein
  • So schnell wie möglich eine Wildtierhilfe oder Igelstation kontaktieren – dort kann man die Kleinen artgerecht versorgen oder eine Ersatzmutterstation finden
Brutzeiten & Wurfgröße

Igel bekommen bis zu zweimal im Jahr Nachwuchs.
Die Im September/Oktober geborenen Jungtiere aus dem Spätwurf haben oft keine Chance, rechtzeitig genug Gewicht für den Winterschlaf aufzubauen und müssen über den Winter gepäppelt werden.

1. Wurf

April – Mai

Wurfzeit: Ende Mai bis Juli (ca. 7 Wochen)

2. Wurf

Juni – Juli

Wurfzeit: August bis Anfang September (ca. 7 Wochen)

Wurfgröße:

  • Pro Wurf werden 4-7 Jungtiere geboren
  • Störungen während der Säugezeit (z. B. durch Gartenarbeiten) können zum Nestverlassen oder sogar zum Töten der Jungen durch die Mutter führen. Bitte in dieser Zeit besonders vorsichtig sein!
Verhalten von Muttertieren

Igel-Mütter sind alleinverantwortlich für die Aufzucht ihrer Jungen und zeigen ein bemerkenswertes Maß an Fürsorge – trotz ihrer sonst eher einzelgängerischen Lebensweise.

Typisches Verhalten:

  • Bau wird gut versteckt angelegt – meist unter Hecken, Reisighaufen, Gartenhäusern oder Holzstapeln
  • Die Jungen werden mehrfach täglich gesäugt, v. a. nachts und in den frühen Morgenstunden
  • Die Mutter verlässt das Nest regelmäßig zur Nahrungssuche – das ist völlig normal
  • In der Abwesenheit der Mutter liegen die Jungen zusammengerollt und schlafen
  • Bei Störungen (z. B. Rasenmäher, Laubsauger, neugierige Haustiere) kann die Mutter das Nest verlassen oder verwerfen – daher möglichst Ruhe bewahren!
  • Anders als manche Wildtiere trägt die Igelmutter ihre Jungen bei Gefahr nicht fort – ein gestörtes Nest kann also schnell zur Waisenstation führen
  • Aufzuchtzeit: ca. 5–6 Wochen – danach werden die Jungtiere selbstständig und beginnen das eigene Revier zu erkunden

Gesundheit, typische Krankheiten und Pflege

Typisches Fluchtverhalten

Igel sind keine Fluchttiere im klassischen Sinn – ihre Hauptstrategie bei Gefahr ist das Einrollen zur Kugel. Das schützt ihre empfindlichen Körperpartien durch die Stacheln. Nur in Ausnahmesituationen versuchen sie sich fluchtartig zu entfernen – meist, wenn sie krank, gestört oder panisch sind.

Typisches Verhalten bei Bedrohung:

  • Einrollen zur Kugel: Die Stacheln stellen sich auf, Gesicht und Gliedmaßen sind vollständig verborgen
  • Abwehrschnaufen: kräftiges Fauchen, Schnauben oder Prusten als Warnsignal
  • Vereinzelt panisches Davonlaufen, besonders bei kranken oder orientierungslosen Tieren – oft taumelnd, ziellos oder mit Koordinationsproblemen
  • Kein gezieltes Fluchtverhalten wie bei flinken Wildtieren – Igel verlassen sich auf Tarnung, Stille und ihre Stacheln
  • Licht, Lärm, Vibrationen oder Geruchsstörungen können zu Stress oder Nestverlassen führen – besonders bei Muttertieren

Achtung:
Igel, die tagsüber sichtbar umherlaufen, unkoordiniert fliehen oder sich bei Berührung nicht einrollen, sind fast immer krank, geschwächt oder hilfsbedürftig.

Woran erkennt man ein hilfebedürftiges Tier?

Igel sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere – tagsüber offen sichtbar zu sein, ist meist ein Alarmsignal. Auch andere Auffälligkeiten deuten darauf hin, dass das Tier Hilfe braucht:

  • Tagsüber aktiv unterwegs (Ausnahme: kurze Aktivität tragender Mütter oder bei Futtermangel im Herbst)
  • Klein, unterkühlt oder entkräftet – insbesondere bei Jungtieren unter 300 g
  • Unkoordinierter oder torkelnder Gang, Kreislaufen, apathisches Liegen
  • Sichtbare Verletzungen wie Wunden, Blut, Schwellungen, heraushängende Gliedmaßen
  • Stark verschmutzt oder mit Fliegeneiern / Maden befallen
  • Verwaiste Jungtiere außerhalb des Nests, besonders tagsüber, schreiend oder zitternd
  • Nicht eingerollt bei Berührung – gesunde Igel rollen sich reflexartig ein
  • Lautes, angestrengtes Atmen oder Röcheln
  • Kälteempfindlich – Igel sollten sich nie deutlich kühl anfühlen

Wichtig:

Igel sind Wildtiere – bitte nie mit bloßen Händen anfassen (Infektionsgefahr + Stress für das Tier)!
Verwende Handschuhe oder ein weiches Tuch, sichere das Tier in einem durchlüfteten Karton mit Stoffeinlage, und kontaktiere so bald wie möglich eine Wildtierhilfe oder Igelstation.

Sicherung von hilfebedürftigen Tieren

Wichtig

Igel sind geschützte Wildtiere, die bei Stress oder falscher Handhabung stark geschwächt werden können. Eine ruhige, sichere Sicherung ist entscheidend für ihr Überleben – besonders bei Jungtieren, Verletzungen oder starker Unterkühlung.

Grundregeln

  • Nur mit Handschuhen oder Tuch anfassen – Schutz vor Stacheln & Parasiten (z. B. Fliegeneier, Zecken, Milben)
  • In einem gut belüfteten Karton oder einer Transportbox sichern
  • Größe: ca. 30–40 × 30 cm, Deckel mit Luftlöchern
  • Ausgelegt mit weichem Stoff (kein Zeitungspapier!), z. B. Frotteehandtuch oder Vlies
  • Keine Gitterkäfige oder offenen Kisten!
    → Gefahr von Ausbruch, Verletzung oder Unterkühlung

Tipps zur Beruhigung

  • Box mit einem Tuch abdecken → Dunkelheit beruhigt
  • Ruhig und warm stellen – keine Stimmen, keine Haustiere
  • Nicht gleich füttern oder tränken!
    → Erst aufwärmen und Tierarzt/Wildtierhilfe kontaktieren
  • Wärme nur indirekt zuführen:
    z. B. halbe Wärmflasche oder Kirschkernkissen unter die Hälfte der Box legen (nicht direkt ans Tier)

Was tun bei Fund scheinbar gesunden Jungtieren?

  • Auffällige Merkmale: Klein (< 300 g), tagsüber unterwegs, wacklig oder fiepend
  • Nicht einfach im Garten belassen! – Mutter könnte verschwunden sein
  • Warmhalten, beobachten, Kontakt zur Fachstelle aufnehmen
  • Rückführung zur Mutter nur mit fachlicher Beratung!
    (z. B. kontrolliertes Wieder-Aussetzen am Fundort am Abend)
Häufige Verletzungen und Krankheiten

Fliegeneier / Madenbefall

Gelblich-weiße “Reiskörner” im Fell, an After, Augen, Ohren, Wunden; Maden sichtbar
Sofort mich feuchtem Wattestäbchen oder Maskara-Büstchen entfernen, Tier sichern & Fachstelle kontaktieren

Verletzungen (Auto, Mähroboter, Tiere)

Blutungen, offene Wunden, Schleifen eines Beins, Lahmheit
Tier sichern, nicht reinigen, keine Salbe – direkt zur Wildtierstation oder Tierarzt

Lungenwurmbefall

Husten, rasselnde Atmung, Apathie, oft bei Igeln <600g im Spätsommer/Herbst

Unterkühlung / Schwäche

Kalter Körper, apathisch, kaum Reaktion, wackliger Gang
-> Sofort Wärme, Ruhe, Fachstelle informieren – keine Fütterung vor Aufwärmung

Durchfall / Kotverklebung

Weicher bis flüssiger Kot, häufig stinkend, After verklebt
Kein Trockenfutter geben – Flüssigkeitsverlust droht – tierärztlich abklären lassen

Stachelausfall / Milben / Pilz

Kahlstellen, schuppige Haut, Stachelverlust, verkrustete OhrenFachkundige Behandlung nötig – Milben & Pilze können sich schnell ausbreiten

Zecken / Flöhe / Milben

Sichtbare Parasiten im Fell oder zwischen den Stacheln
Einzelne Zecken mit Pinzette entfernen, kein Spot-On! (Führt zu Nervenschäden bis Tod)

Vergiftungen

Erbrechen, Krämpfe, starkes Speicheln, Unruhe
Sofort Tierarzt – mögliche Köderaufnahme oder Pflanzenschutzmittel

Verhungerung / Dehydrierung

Eingefallene Flanken, knochiger Rücken, eingefallene Augen, trockene Haut
Wärme + Elektrolytlösung unter Anleitung, keine übereilte Fütterung

Pflegehinweis zur Genesung (nach tierärztlicher Behandlung)

Nach einer tierärztlichen Versorgung brauchen Igel vor allem Ruhe, Wärme, artgerechte Pflege und möglichst wenig Stress, um sich gut zu erholen.

Führe (pro Igel) ein Protokoll über die Entwicklung des Igels mit den Informationen

  • Name
  • Datum
  • Gewicht
  • Zustand
  • Medikamente und weitere Informationen

Wichtige Pflegeelemente

  • Ruhe & Rückzugsort:
    Unterbringung in ruhigem, abgedunkeltem Raum – im Idealfall mit bisschen Tageslicht, damit der Tagesrythmus beibehalten wird
    Kein TV, Radio oder laute Stimmen, keine Haustiere in der Nähe.
    Box oder Käfig mit Unterschlupf (zB Kartonhäuschen mit Eingang) – Igel brauchen ein Gefühl von Sicherheit
  • Wärme:
    Vor allem bei jungen, kranken oder untergewichtigen Igeln überlebenswichtig
    Wärmflasche (handwarm, nicht direkt ans Tier) oder SnuggleSafe unter 
    halber Boxfläche; Temperatur regelmäßig kontrollieren – Überhitzung vermeiden!
  • Artgerechte Ernährung:
    Keine Kuhmilch! Je nach Art & Alter evtl. Insekten (z. B. Mehlwürmer), Spezialfutter oder Aufzuchtmilch. Nur nach Absprache mit Fachstelle füttern.
  • Flüssigkeitsversorgung:
    Immer frisches Wasser bereitstellen (flacher Napf)
    Bei Dehydrierung: unter Anleitung Elektrolytlösung, keine Zwangsfütterung!
  • Hygiene & Sauberkeit:
    Kot regelmäßig entfernen, Schlafbereich trocken halten. Bei Pilzbefall o. ä. desinfizierbare Boxen/Käfige nutzen.
  • Kontaktarmut:
    Möglichst wenig Menschenkontakt – Igel sind Wildtiere! Kein Streicheln, keine “Zähmung”, immer Handschuhe tragen
  • Vorbereitung auf Auswilderung:
  • Gewichtskontrolle (Ziel: mind. 600g im Herbst, 1000+g für Winterquartier)
  • Naturmaterialien (Laub, Moos) in Auswilderungsbox geben
  • Kein Aussetzen bei Frost, Dauerregen oder untergewichtigem Zustand
  • Auswilderung immer in Rücksprache mit Fachstelle und nur am Fundort, sofern geeignet.


Nahrung in der Pflege

Die richtige Ernährung ist entscheidend für die Genesung – je nach Alter, Zustand und Gewicht unterscheiden sich die Anforderungen.

Jungtiere (bis ca. 250-300g)

  • Aufzuchtmilch für Katzenbabys (z. B. Royal Canin Babycat Milk, KMR , Beaphar Kitty Milk)
  • Fütterung mit Spritze oder Pipette (immer körperwarm!)
  • Häufige, kleine Mahlzeiten: alle 2–3 Stunden (auch nachts bei sehr jungen Tieren)
  • Ab ca. 150–200 g: erste feste Nahrung anbieten (z. B. ungewürztes Rührei, Katzenfutter püriert)

Halbwüchsige Igel (ca. 300-600g)

  • Hochwertiges, getreidefreies Nassfutter für Katzen (hoher Fleischanteil, ohne Zucker)
  • Zusätzlich möglich: angebratenes Hackfleisch (ungewürzt), ungewürztes Rührei, gekochtes Huhn
  • Ggf. Insekten als Ergänzung (z. B. Mehlwürmer, Heimchen – besser in getrockneter Form, da hygienischer)
  • Täglich frisches Wasser anbieten (flacher Napf)

Erwachsene Igel in Pflege (ab ca. 600g)

  • Hauptnahrung: Nassfutter für Katzen (oder spezielles Igelfutter, wenn hochwertig)
  • Ergänzend:
  • etwas Rührei
  • getrocknete Insekten (nur in kleinen Mengen)
  • zerkleinerte Eintagsküken oder Insektenmix bei starker Abmagerung (nach Absprache)
  • Kein Trockenfutter als Hauptnahrung – zu hart, zu wenig Feuchtigkeit

    Fütterung bevorzugt abends – entspricht dem natürlichen Rhythmus

Tipps zur Fütterung in Pflege

  • Schwache oder dehydrierte Igel zuerst stabilisieren, dann füttern (Wärme & Flüssigkeit!)
  • Bei Untergewicht: Futter in mehreren kleinen Portionen über den Tag verteilt
  • Immer Zimmertemperatur – kaltes Futter wird schlecht vertragen
  • Napf flach, rutschfest und leicht zu reinigen
  • Futterreste täglich entfernen – Fliegen- und Hygienegefahr!

Ungeeignete Nahrung

  • Kuhmilch und Milchprodukte
    verursacht schwere Verdauungsprobleme
  • Brot, Nudeln, Reis
    keine Nährstoffe für Igel, bläht auf
  • Obst, Gemüse
    unnötig, oft schlecht verträglich
  • Gewürzte, gesalzene oder süße Speisen
    schädlich für Organe und Verdauung
  • Hunde- oder Billig-Katzenfutter
    zu wenig Fleisch, oft Zucker/Getreide

Hinweis:
Bei unsicherem Allgemeinzustand oder starkem Untergewicht bitte immer Rücksprache mit einer Igelstation oder Wildtierhilfe halten – gerade Jungtiere benötigen Erfahrung & Fingerspitzengefühl bei der Fütterung.

Verhalten bei Stress

Igel sind keine Fluchttiere – sie reagieren auf Angst oder Bedrohung meist mit Erstarren oder Einrollen. Das macht die Stressanzeichen oft schwer erkennbar.

Anzeichen für Stress

  • Einrollen bei kleinster Berührung – auch bei vertrauten Pflegern
  • Heftiges Zucken oder Rucken beim Atmen („Zucken im Stachelkleid“)
  • Fauchen, Prusten, Zähneknirschen
  • Versteifung des Körpers im eingerollten Zustand
  • Unruhe in der Box, z. B. Hin- und Herlaufen oder Kratzen an den Wänden
  • Futterverweigerung trotz körperlicher Fitness
  • Kotveränderung durch Stress – z. B. weicher, dunkler oder stinkender Kot
  • Apathisches Verhalten, wenn der Stress über längere Zeit anhält

Wichtig zu wissen

  • Jungtiere oder geschwächte Igel zeigen bei starkem Stress teils keine aktiven Reaktionen mehr – sie wirken dann wie „ausgeschaltet“
  • Stress schwächt das Immunsystem massiv – das Risiko für Infektionen, Parasiten und Kreislaufprobleme steigt
  • Häufige Ursachen:
    laute Geräusche, zu helles Licht, häufiges Anfassen, Haltungswechsel, Artgenossen in direkter Nähe (Einzelhaltung bei erwachsenen Igeln empfohlen!)
Auswilderung

Die Rückkehr in die Freiheit muss gut vorbereitet sein – Zeitpunkt, Gewicht und Witterung sind entscheidend.

Wann ist eine Auswilderung möglich?

Eine Auswilderung sollte nur erfolgen, wenn der Igel:

  • gesund und vollständig fit ist (kein Husten, Schnupfen, Durchfall oder Lahmen)
  • ausgewachsen genug ist: mind. 600–700 g im Sommer, mind. über 800 g im Herbst/Winter
  • selbstständig frisst und trinkt
  • wach und aktiv ist, d. h. nachts rege unterwegs und nicht lethargisch
  • wetterfest ist (kein Zittern oder Kältezustände trotz Außenhaltung)

Vorbereitungsphase

  • Vor dem Freilassen: mindestens 1 Woche Außengewöhnung in einem gesicherten, naturnahen Auswilderungsgehege
  • Tägliche Kontrolle auf Futteraufnahme, Aktivität und Gewicht
  • Kein menschlicher Kontakt mehr – Wildverhalten muss erhalten bleiben
  • Schutzmöglichkeiten anbieten: z. B. Igelhaus, Laubhaufen, trockene Ecke im Gehege
  • Gehege standortnah zum späteren Auswilderungsplatz wählen (Orientierungshilfe)

Weitere wichtige Hinweise

  • Freilassung nur abends oder in der Dämmerung, niemals tagsüber
  • Nur bei geeignetem Wetter: trocken, frostfrei, mind. 5 °C nachts
  • Optimalzeit für Auswilderung:
  • Frühling bis Spätsommer bei Jungigeln
  • Frühherbst bei Spätwürfen (sofern über 800 g)
  • Ort möglichst in der Nähe des Fundorts oder in igelfreundlichem Gelände:
  • strukturreiche Gärten, Wiesen, Waldränder
  • kein Straßenrand, keine reinen Schottergärten!
  • In besonders harten Wintern ggf. betreute Überwinterung in Schutzstation erwägen

Im Zweifelsfall gilt:

Immer Rücksprache mit einer Igelhilfe oder Wildtierstation halten!
Eine verfrühte oder schlecht vorbereitete Auswilderung kann tödlich enden – gerade für Jungtiere oder ehemalige Pfleglinge.